Wie konnte der CSU-Politiker Peter Gauweiler damals zu einem solch politischen Schreckgespenst werden? Guido Vael: Gauweiler war schon während seiner Zeit als Kreisverwaltungsreferent in München als Hardliner aufgefallen. Als oberster Ordnungshüter der Stadt hatte er einen Brief ans bayrische Innenministerium geschrieben und konkrete Vorschläge gemacht, wie auf Aids reagiert werden sollte. Seine Ideen reichten vom Zwangstest bis hin zur Reihenuntersuchung der Hauptbetroffenengruppen. Kurz darauf wurde er zum Staatsekretär ernannt und konnte somit seinen Brief dann gleich selbst beantworten. Auch Beamtenanwärter mussten sich testen lassen. Vael: Auch Migranten und ausländische Mitbürger wurden zwangsgetestet. Ich erinnere mich an Kanadier und US-Amerikaner, die danach ausgewiesen wurden. Es ging primär um Drogengebraucher und Prostituierte beiderlei Geschlechts. Er wusste, dass die Schwulen über eine starke Bewegung und Lobby verfügten. Sein Ziel war jedoch, diese schwule Infrastruktur zu zerschlagen. Das sprach er sogar ganz offen aus. Vael: Es wurden einige Lokale und Saunen geschlossen, manchmal unter vorgeschobenen Gründen, etwa wegen angeblich fehlender Schanklizenzen. Die Saunen wiederum wurden angewiesen, die Kabinentüren auszuhängen und eine gewisse Lichtstärke zu gewährleisten. Damit sollte verhindert werden, dass dort Sex stattfindet. Wie war die Stimmung innerhalb der schwulen Szene angesichts dieser Aktionen? Geschürt wurde sie durch ständige Razzien in Kneipen, Parks, Saunen und an anderen schwulen Treffpunkten. Vael: Offiziell ging man dann Hinweisen auf Drogen nach oder kontrollierte, ob sich Minderjährige im Lokal aufhielten. Es war allerdings schon komisch, dass es bei diesen angeblichen Drogenrazzien nie Taschenkontrollen gab, sondern nur die Personalien aufgenommen wurden. Und selbst ich, der ich damals nun sichtlich schon über 18 Jahre alt war, musste meinen Ausweis zeigen, um zu belegen, dass ich nicht minderjährig bin. Es ging allein um Schikane. Bayern und speziell München hatte sehr deutlich gemacht, dass Schwule nicht erwünscht sind. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich sogar Fernsehjournalisten aus den Niederlanden und Japan Interviews gegeben habe. Viele Leute sind damals aus München weggezogen. Der Ruf der Stadt war für Jahrzehnte nachhaltig zerstört, zum Teil bis heute, obwohl die bayrische Aidspolitik heute mustergültig ist. Und auch die Situation von Schwulen ist heute beispielhaft für den Rest der Republik, das betone ich ganz bewusst. Konntet Aids Zwangstests Prostituierte Gauweiler mit eurem Protest vonseiten der Aids- und Homosexuellenorganisationen mit Unterstützung aus anderen gesellschaftlichen Bereichen rechnen? Vael: Solidarität kam vor allen von eher links orientierten Organisationen, etwa den Grünen, der Humanistischen Union und der DKP. Zur Anti-Gaulweiler-Demonstration kamen über Vael: Die Allgemeinbevölkerung war mehrheitlich schlicht von Angst ergriffen. Müssen wir jetzt die Türklinken desinfizieren? Das Schwulsein an sich war bereits die Bedrohung, nicht das Virus und die Infektion. Es gab damals das Gerücht, Gauweilers Attacken seien ein Akt schwulen Selbsthasses, und angeblich gab es verfängliche Fotos, auf denen Aids Zwangstests Prostituierte Gauweiler mit einem Callboy namens Randy zu sehen sein sollte. War dies eine Form der Gegenwehr durch schwule Denunziation? Ich bin auf diese Fotos häufig angesprochen worden. Fakt ist, dass sie nie aufgetaucht sind. Wahrscheinlich gab es sie nie. Der offizielle Grund übrigens war: Man hatte dort Kondome gefunden. Damit schien bewiesen, dass in diesem Lokal Sex stattfindet. In den schwulen Lokalen durften damals keine Kondome vorrätig sein. Das leiste der Unzucht Vorschub, so die Argumentation. Wir haben mit Gauweilers Nachfolger dann immerhin vereinbaren können, dass wir als Aids-Präventionisten Kondome verteilen durften. Und dann haben wir kurzerhand einige Wirte offiziell zu ehrenamtlichen Aidshilfe-Mitarbeitern erklärt, damit auch sie Kondome verteilen durften. Papiertaschentücher für den spontanen Niesanfall und Schokolade für nächtlichen Hunger hingegen waren erlaubt.
„Ein Teil der Community ist gegangen“
Wider die Geschichtsvergessenheit | sextreffensexkontakte.online Das Leid wird ausgeblendet. Menschen mit HIV und AIDS sind unsichtbar. Aber damit Menschen mit HIV offen auftreten können, um HIV im Bewusstsein. Vier Jahrzehnte Aids: 8 Dokumentarfilme zu HIV/Aids. Es ging primär um Drogengebraucher und Prostituierte beiderlei Geschlechts. „Ein Teil der Community ist gegangen“ - Theater BremenSie haben weiteres inhaltliches Feedback oder eine Frage an uns? Juni Fenster am United-Nations-Gebäude in New York in Form der Aids-Schleife rot erleuchtet. November traf seine Fans schwer. Dann wurde vorgeschrieben, dass es in Saunen keine Einzelkabinen geben durfte, die Türen mussten alle offen bleiben, die Lichtstärke der Beleuchtung wurde festgelegt. Alles ginge wieder von vorne los. Sie können diese jederzeit ändern.
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Aber damit Menschen mit HIV offen auftreten können, um HIV im Bewusstsein. Seit erinnert die AIDS-Säule an die. Es ging primär um Drogengebraucher und Prostituierte beiderlei Geschlechts. Die unterschiedliche Umgangsweise bundesdeutscher Großstädte mit Prostitution im Zeichen von AIDS. Vier Jahrzehnte Aids: 8 Dokumentarfilme zu HIV/Aids. Gauweiler (CSU) scharf gegen Aidskranke vor mit Zwangstests für Prostituierte, Drogenabhängige und angehende Beamte. Menschen mit HIV und AIDS sind unsichtbar. Das Leid wird ausgeblendet.Ende der achtziger Jahre unterstützte er die Anti-Homosexuellen-Kampagne des Staatssekretärs Peter Gauweiler. Unter dem Deckmantel der Aids-Bekämpfung wollten die beiden damals die schwule Infrastruktur Münchens zerschlagen. Andererseits — damals wohl auch kaum zu glauben, was wir beim Thema Homosexualität und Umgang mit HIV alles erreicht haben. Zunächst gar nichts. Startseite Archiv-Artikel Prostitution - k ein AIDS—Risiko? Man wusste ja nicht, was kommt, was droht. Dann wurde vorgeschrieben, dass es in Saunen keine Einzelkabinen geben durfte, die Türen mussten alle offen bleiben, die Lichtstärke der Beleuchtung wurde festgelegt. Gauweiler relativiert heute die Beschlüsse. Ein Kratzer in der Lebensleistung als Kultusminister, Rechtschreibpapst. Sogar aus Japan waren TV-Teams da. In diesem Katalog ging es namentlich nur um Drogenabhängige und Prostituierte. Damals waren die Botschaften, das Klima viel politisierter. August, 19 Uhr: ein Gespräch zwischen dem Künstler und der Kunsttheoretikerin Kerstin Stakemeier. Arno Oevermann: Ja, wir sind jetzt eine ganze Dekade weiter. Die Worte passten nicht zu seinem Charakter, sagt er, zur Devise "leben und leben lassen". Februar Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Du möchtest immer die aktuellsten Informationen der Deutschen Aidshilfe erhalten? Ja, ich stimme den Datenschutzbestimmungen zu. Der sollte dann "abgesondert" werden, also eingesperrt. Beispiel: Unbekannte Pocken, eingeschleppt durch Flüchtlinge. Sie haben diese herausfordernde und bedrohende Zeit nicht selbst durchlebt und können leichter mit der nun behandelbaren HIV-Infektion und deren Folgen umgehen. Das sprach er sogar ganz offen aus. Es gab da zum Beispiel einen jungen Mann, der kein Zuhause hatte und sich durch die Betten schlief, bis bekannt wurde, dass er infiziert war. April demonstrieren in München Aktivisten gegen die Aids-Politik des CSU-Staatssekretärs Peter Gauweiler. Zur Anti-Gaulweiler-Demonstration kamen über Und die Stadt München habe mindestens eine ebenso hohe Dunkelziffer, glaubt der Hygieniker. Redaktionellen Fehler melden Technisches Problem melden. Ziel war es, die schwule Infrastruktur zu zerschlagen Welche Taktik steckte dahinter? Sein Tod am Forscher kannten damals die genauen Ursachen und Übertragungswege des HI-Virus noch nicht und bezeichneten Aids als "Lustseuche" oder übernahmen die Anfangs in den USA verwendete Bezeichnung GRID "Gay Related Immun Deficiency" etwa: mit Homosexualität in Verbindung stehendes Immun-Defizit. Unter dem Deckmantel der Aids-Bekämpfung wollten die beiden damals die schwule Infrastruktur Münchens zerschlagen.